Bezirksregierung
Arnsberg
Blick aus einer Höhle heraus in einen grünen Wald.

Besucherbergwerke und -höhlen in NRW

Unter einem Besucherbergwerk versteht man Grubenbaue eines stillgelegten Bergwerks oder eines teilstillgelegten Bergwerks, die der Öffentlichkeit zur Besichtigung zugänglich gemacht werden. Besucherhöhlen sind natürliche Höhlen, die von einem Betreiber Besuchern für organisierte Besichtigungszwecke zugänglich gemacht werden.

31 Besucherbergwerke und -höhlen gibt es in Nordrhein-Westfalen – darunter 21, die ausschließlich ehrenamtlich betrieben werden. Davon sind 21 Besucherbergwerke und 10 Besucherhöhlen.

Bei den Besucherbergwerken handelt es sich nach Art des geförderten Minerals um:

Anzahl Art Namen
3 ehemalige Steinkohlenbergwerke Zeche Graf Wittekind, Zeche Nachtigall, Stock- und Scherenberger Erbstollen
1 Trainingsbergwerk der Steinkohle Trainingsbergwerk Recklinghausen
5 ehemalige Eisenerzgruben Reinhold Forster-Erbstollen, 
Stahlberger Erbstollen, Kleinenbremen, Wodanstolln, Philippstollen
4 ehemalige Blei- und Zinkerzbergwerke Ramsbeck, Grube Wohlfahrt, 
Grube Günnersdorf, Grube „Neu Glück“
1 ehemaliges Kupferbergwerk Kilianstollen
2 ehemalige Silbererzbergwerke sowie für Blei-, Zink,- Kupfer- und Eisenerze Grube Silberhardt, Stollen Kraehenberg
4 ehemalige Schieferbergwerke, davon 2 Heilstollen Raumland, Schieferbau Nuttlar,
Schieferstollen Brandholz und Abela-Heilstollen
1 ehemaliges Sandsteinbergwerk mit anschl. Untertageverlagerung Untertageverlagerung Dachs 1
KZ –Gedenk-u. Dokumentationsstätte

Bei den Besucherhöhlen handelt es sich nach Art der Höhlen um:

Anzahl Art Namen
6 Tropfsteinhöhlen Atta-Höhle, Dechenhöhle, 
Wiehler Tropfsteinhöhle, Heinrichshöhle, Reckenhöhle, Bilsteinhöhle
3 Felshöhlen Aggertalhöhle, Kluterthöhle, Veleda-Höhle
1 Kulturhöhle Balver Höhle

Für die Aufsicht dieser Betriebe ist landesweit die Abteilung Bergbau und Energie in NRW der Bezirksregierung Arnsberg (Bergbehörde NRW) zuständig. Grundlage bildet das Bundesberggesetz. Die Besucherbergwerke und –höhlen werden auf der Grundlage sog. Hauptbetriebspläne errichtet und betrieben. Die Einhaltung der notwendigen Bestimmungen wird durch regelmäßige bergbehördliche Befahrungen kontrolliert.

Besucherbergwerke

Seit jeher ist der Bergbau ein wichtiger Motor für die Wirtschaft, aber auch für besondere soziale und kulturelle Entwicklungen. Nach Jahren intensiver Förderung wurden jedoch viele der alten Bergwerke infolge der Erschöpfung der Lagerstätte oder mangelnder Wirtschaftlichkeit aufgegeben. Mit der Einstellung der Bergbautätigkeit ging oft auch ein Verlust an bedeutsamer Kulturgeschichte einher. Nur der aufopferungsvollen Arbeit von Vereinen, Gemeinden und Unternehmen sowie vielen ehrenamtlich Tätigen bei der Wiederherstellung stillgelegter Gruben und Stollen ist es zu verdanken, dass dieses Gut sowie die damit verbundenen Bergbautraditionen erhalten bleiben und der Öffentlichkeit zugänglich sind.

Im Süden Nordrhein-Westfalens liegt die Wiege des Steinkohlenbergbaus im Ruhrrevier, wo die Kohle vielerorts bis an die Tagesoberfläche reicht. Zwei ehemalige Steinkohlenbergwerke werden heute als Besucherbergwerke betrieben.
Die Steinkohle war sicher der wichtigste, aber keineswegs der einzige Bodenschatz, der das Ruhrgebiet prägt bzw. prägte. Erze für die Hüttenindustrie repräsentieren die Bedeutung der hier vorkommenden Rohstoffe. Der Bergbau auf Eisen und Nichteisenmetalle war eine der Grundlagen der vorindustriellen wirtschaftlichen Entwicklung dieser Region bis teilweise ins frühe 20. Jahrhundert. 

Neben dem Buntmetall- und Eisenerzbergbau spielte der Schieferbergbau in der Region eine bedeutende Rolle. Probleme bei der Dachschieferproduktion waren der hohe Anteil an manueller Arbeit und einem meist sehr großen Abraumanfall. Um die Jahrhundertwende leiteten steigende Lohnkosten, die Konkurrenz anderer Bedachungsmaterialien und Importe den Niedergang des Schieferbergbaus ein.

2011 wurden der Schieferstollen Brandholz und der Abela-Stollen von der Bezirksregierung Arnsberg als Heilstollenkurbetrieb anerkannt. Hintergrund waren medizinisch-klimatologische Gutachten, die Asthmatikern und Allergikern die Heilwirkung des Stollenklimas bestätigten.

Besucherhöhlen

In den Besucherhöhlen gibt es Jahrhunderte alte faszinierende Naturphänomene zu entdecken. Die Längen der Schauhöhlenbereiche der Besucherhöhlen in Nordrhein-Westfalen liegen zwischen 270 m und 1.080 m.

In Nordrhein-Westfalen befinden sich mehrere bedeutende Tropfsteinhöhlen, mit der Kluterthöhle in Ennepetal sogar die größte Tropfsteinhöhle in Deutschland. Die Atta-Höhle in Attendorn zählt ebenfalls zu einer der größten und auch schönsten Tropfsteinhöhlen. Sie gehört, wie auch die Dechenhöhle Iserlohn, zu den meistbesuchten Höhlen in Deutschland. Diese Besucherhöhlen sind wichtige Wirtschaftsfaktoren für die Städte. Archäologische bzw. paläontologische Funde zeichnet insbesondere die Heinrichshöhle aus. Lediglich die Balver Höhle im Hönnetal bei Balve ist hinsichtlich ihrer Entstehungsgeschichte mit dem außergewöhnlichen Tonnengewölbe keine klassische Fels- oder Tropfsteinhöhle; sie wird für kulturelle Veranstaltungen genutzt und ist mit einer Länge von 138 m die größte offene Hallenhöhle in Europa.

Zunehmende Eventkultur

Interessante Entwicklungen zeichnen sich durch eine zunehmende Eventkultur in Besucherbergwerken und Besucherhöhlen ab. Um stagnierenden Besucherzahlen entgegenzuwirken gibt es eine Vielzahl von Ideen für Sonderveranstaltungen. Diese reichen von „xx-trem-Touren“ über Konzerte und Trauungen sowie „Gruben-Light-Dinner“ und Weihnachtsmärkte bis hin zum Bergwerktauchen, um nur einige zu nennen.

Dieser Entwicklung muss sich das Genehmigungsmanagement der Bergbehörde NRW anpassen. Neben dem Bergrecht sind dabei zahlreiche andere Rechtsgebiete berührt. Dabei darf nicht verkannt werden, dass die untertägigen Gegebenheiten durchaus mit dem Gefahrenpotential eines aktiven Bergwerks vergleichbar sind.