Bezirksregierung
Arnsberg

Impulsbeitrag: Internationalisierung der Berufsbildung im Regierungsbezirk Arnsberg

vom 10. Juli 2025 in der Auslandsgesellschaft Dortmund bei der Konferenz der Netzwerkstelle Städtepartnerschaften zum Thema: „Städtepartnerschaften: Sprungbrett in Ausland für Azubis“ von Andrea Stein

Der Impuls gliederte sich in vier Themenbereiche:

  1. Wer wir sind
  2. Die Entwicklung im Bezirk
  3. Unsere Aktivitäten
  4. Was uns künftig stärken könnte

1. Wer wir sind – Die EU-Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung

Die fünf EU-Geschäftsstellen Wirtschaft und Berufsbildung in Nordrhein-Westfalen wurden 1999/2000 per Erlass des Ministeriums für Schule und Weiterbildung gegründet und den Bezirksregierungen zugeordnet.

Die EU-Geschäftsstelle der Bezirksregierung Arnsberg ist im Dezernat 45 – Berufsbildung – verankert. Sie besteht aus einem Leitungsteam mit dem Geschäftsstellenleiter LRSD Karsten Mielke, der Geschäftsstellenführerin Andrea Stein sowie abgeordneten Lehrkräften, die tageweise von Berufskollegs in die EU-Geschäftsstelle abgeordnet sind.

Gemeinsam entwickeln sie Maßnahmen zur Förderung der europäischen und internationalen Dimension in der beruflichen Bildung. Sie setzen Projekte im Auftrag des Ministeriums und der Schulabteilung um und unterstützen die 49 staatlichen Berufskollegs im Bezirk bei der strategischen Ausrichtung ihrer Internationalisierungsprozesse.

2. Die Entwicklung im Bezirk – Zahlen, Daten, Fortschritte

Ein wichtiger Meilenstein war die flächendeckende Benennung von EU-Koordinierenden an den Berufskollegs im Jahr 2017. Damit begann ein strategischer Entwicklungsprozess zur Internationalisierung der einzelnen Schulen.

Was zunächst mit einzelnen EU-Koordinierenden begann, hat sich dynamisch weiterentwickelt:

  • Im Jahr 2020 arbeiteten an einigen Schulen bereits Teams von bis zu fünf Lehrkräften an internationalen Projekten.
  • Im Jahr 2025 sind an einigen Berufskollegs sämtliche Abteilungen beteiligt – Erasmus+-Aktivitäten und europäische Veranstaltungen sind fester Bestandteil des Schulalltags.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Zahlen wider:

  • Die Zahl der geförderten internationalen Lehrkräftemobilitäten stieg von 137 (Schuljahr 2021/22) auf 545 (Schuljahr 2024/25).
  • 45 Berufskollegs im Regierungsbezirk Arnsberg sind derzeit Erasmus+-akkreditiert.
  • Im Jahr 2024 wurden allein im Regierungsbezirk über 5 Millionen Euro Erasmus+-Fördermittel umgesetzt.

3. Was wir machen – Zwei Praxisbeispiele

a) „Patent im Handwerk“ – Friseurhandwerk international und digital

Ein zentrales Vorhaben ist die Steigerung der Attraktivität der Ausbildung im Friseurhandwerk. Dafür wurden zunächst regionale und internationale Netzwerke aufgebaut:

  • Regional kooperieren Berufskollegs, Handwerkskammern und Beratungsstellen wie „Berufsbildung ohne Grenzen“.
  • International bestehen Partnerschaften mit französischen Berufsbildungseinrichtungen (Centres de Formation Professionnelle) und dem bilateralen Austauschprogramm ProTandem.

Diese Kooperationen ermöglichen regelmäßige berufliche Praktika für Auszubildende. Zusätzlich wird das Erasmus+-Projekt „HAGGI – Hairdressing goes digital“ umgesetzt – gemeinsam mit Partnern aus Frankreich und den Niederlanden. Im Zentrum stehen digitale Lernformate mit VR- und AR-Technologien für das Friseurhandwerk. Weitere Informationen zu diesem Projekt: https://www.bra.nrw.de/-3246

b) „Berufe rund ums Rad“ – Mobilität trifft Nachhaltigkeit

Dieses Projekt richtet sich an Jugendliche mit Begeisterung für das Fahrradfahren. Dazu gehört auch: sein Rad selbst zu reparieren, Fotos für Insta und Co. zu erstellen, Gesundheitsdaten über die Fitnessuhr auszuwerten. Ziel ist es, diesen Jugendlichen in Kooperation mit ausländischen Partnern Ausbildungsberufe in diesem Bereich bekannter zu machen und gleichzeitig die EU-Nachhaltigkeitsstrategie (Green Mobility) zu unterstützen – praxisnah, zukunftsorientiert und europäisch vernetzt. Weitere Informationen zu diesem Projekt: https://www.bra.nrw.de/-5099

4. Was uns stärken würde – Perspektiven für die Zukunft

a) Zeitgemäße Ausbildung – Schlüssel zur Fachkräftesicherung

Im Koalitionsvertrag 2025 der Bundesregierung heißt es:

„In Zusammenarbeit mit den Ländern wollen wir die Fachkräftestrategie des Bundes weiterentwickeln.“

Ein zentrales Handlungsfeld ist die Modernisierung der beruflichen Bildung. Dazu gehören:

  • eine zeitgemäße räumliche und digitale Ausstattung,
  • gezielte Informationskampagnen zur Imageförderung,
  • sowie eine stärkere gesellschaftliche Wertschätzung beruflicher Bildungswege.

b) Internationale Ausbildung in einer globalisierten Arbeitswelt

Viele Unternehmen – ob aus der Lebensmittelindustrie, dem Textilsektor, der Automobilbranche oder der Deutschen Bahn – sind international aufgestellt. Wenn diese Unternehmen ihren Auszubildenden gezielt Praktika in europäischen Niederlassungen ermöglichen würden, ließe sich die internationale Handlungskompetenz junger Fachkräfte systematisch stärken.

c) Internationale Koordinierung – Modell „International Office

In den Niederlanden (ROC) und Frankreich (Centres de Formation) sind sogenannte International Offices etabliert – zentrale Anlaufstellen für alle Fragen der Internationalisierung.

Ein vergleichbares Modell könnte auch in NRW Impulse setzen:
Ein dreijähriges Pilotprojekt zur Erprobung regionaler International Offices in der beruflichen Bildung wäre ein innovativer Schritt, um die europäische Zusammenarbeit strukturell zu verankern.

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