Bezirksregierung
Arnsberg

Industrie 4.0 - Mobilität der Auszubildenden in die Niederlande

Zehn Auszubildende der drei Partner der beruflichen Bildung, das Berufskolleg Technik in Lüdenscheid, das Hönne Berufskolleg in Menden und das Berufskolleg Technik Siegen, sind von ihrem beruflichen Praktikum in den Niederlanden zurückgekehrt und haben einiges mitgebracht, was ihnen nicht nur beruflich hilft, sondern auch persönlich.

Bereits im vergangenen Jahr wurde der Grundstein für eine berufskolleg- und länderübergreifende Partnerschaft gelegt, als das Team im Bereich Industrie 4.0 der beteiligten Schulen und das Team der EU-Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung der Bezirksregierung Arnsberg mit den niederländischen Kolleginnen und Kollegen des Graafschap-College in Doetinchem Lernmöglichkeiten über berufliche, projektbezogene Aufgaben im Themenfeld Industrie 4.0 erschließen konnten.

Über eine an allen Berufskollegs verfügbare Simulationssoftware konnte zunächst ein Online-Austausch zwischen Lernenden des Graafschapcollege in Doetinchem und den deutschen Partnerschulen ermöglicht werden. Neben der fachlichen Vorbereitung auf die Mobilität, konnten die Lernenden ihre Mitreisenden und auch die Gastgeber kennenlernen.

Zwei Personen sitzen mit dem Rücken zum Betrachter vor einem Rechner. Im Hintergrund sitzen mehrere Personen ebenfalls an Rechnern.

Am 02. Juni 2023 gingen die Auszubildenden der drei Berufskollegs auf die Reise in Richtung Niederlande, zunächst um ihre Quartiere zu beziehen und sich mit den Gastgebern zu treffen.

Zwei kleine Häuser vor Bäumen. Vor einem Haus steht ein Auto mit offener Heckklappe.

Die zehn Auszubildenden arrangierten ihre gemeinsamen Unterkünfte in zwei Häusern. Das Anreisewochenende begann mit Freizeitsport und vermittelte eine der wunderschönen Seiten der Niederlanden.

Ein See mit einer Wasserskianlage. Eine Person bereitet sich gerade auf den Start vor.

In Doetinchem wurde das jährliche Schützenfest gefeiert, sodass sich die deutschen Auszubildenden sofort mit einem heimatlichen Brauch verbunden sahen. - So nah ist die Niederlande, nicht nur örtlich.

Mehrere Person in Uniformen, davon drei mit Fahnen, stehen vor Zuschauern auf einem Platz.

Der erste Tag am Graafschapcollege begann mit einem für die Lernenden völlig neuen Thema, dem Programmieren eines Arduino und der Vorbereitung eines Raspberry Pis. Das Ziel war die Anbindung der Einplatinencomputer an ein Förderband, um hiermit die Aktivität (Laufzeit) des Bandes überwachen und protokollieren zu können. Zudem sollen die Werte über ein Dashboard in Echtzeit angezeigt werden. In dieser ersten Projektphase konnten die Auszubildenden die Vorteile der Nutzung von „Open Source“ kennenlernen. Selbst  das Dashboard gibt es als kostenfreie Variante (grafana.com).

Mehrere Personen sitzen an Laptops um einen Tisch.
Auf einem Tisch wird an zwei Raspberry Pi 400 und mehrere Laptops gearbeitet.

Damit die Werte des Förderbandes im Dashboard angezeigt werden können, muss auch noch ein TIA-Projekt (Siemens Software für SPS-Steuerungen) erstellt und geprüft werden. Hier half den Schülern die Vorbereitung auf die Aufgabenstellung im Fachunterricht im Vorfeld der Mobilität und der ersten Begegnungen mit den niederländischen Team-Kollegen während der Online-Phasen.

Jemand führt Messungen einer Schaltung durch.

Zum Abschluss soll die von den Niederländer Auszubildenden geplante und gefertigte Anlage zur Krokettenfertigung programmiert und mit dem Dashboard verknüpft werden.

Mehrere Personen arbeiten an Schalttafeln und Laptops.

Im Rahmen des Aufenthaltes in den Niederlanden konnten verschiedene Betriebe besichtig werden. Bei einer Betriebsbesichtigung der Firma Van Raam konnten die dort hergestellten Fahrräder von den Azubis getestet werden. Der Betrieb hat sich spezialisiert auf Fahrräder für körperlich und mental behinderte Menschen. 

Die Auszubildenden haben zudem  Betriebe der Firmen Gunnebo (Hersteller für Bankautomaten) und Royal Kaak (individuelle Fertigungs-straßen für Backwaren) besichtigen dürfen. Das eben am Graafschapcollege in projektbezogenen Aufgaben Gelernte konnten die Azubis in beiden Firmen in der konkreten Anwendung wiederfinden. 

Vier Personen fahren mit zwei Fahrzeugen mit Fahrradantrieb.

Die Zusammenarbeit verlief sehr vertrauensvoll und die Auszubildenden der drei NRW-Berufskollegs wurden in die niederländischen Projektteams, bestehend aus sehr engagierten Ausbildern und ihren Lernenden, voll integriert.

Zwei Personen arbeiten an einem Teil einer industriellen Anlage.

Am vorletzten Tag konnten die Gäste aus NRW ihre Ergebnisse vorstellen und ein Fazit ziehen. Alle Teilnehmer hielten ihre Vorträge auf Englisch und zeigten damit, dass es in einem länderübergreifenden Projekt keine sprachlichen Grenzen für eine gute Zusammenarbeit geben muss. Sprache ist vielmehr ein Werkzeug, sich die Welt, bislang unbekannte Kulturen und neue Technologien zu erschließen.

Ein junger Mann steht vor einem großen Bildschirm auf dem die Ausgabe eines Computers angezeigt wird.

In allen Vorträgen der Mobilitätsteilnehmer wurde deutlich, dass die Erfahrungen des zweiwöchigen Praktikums mehr als ein berufsfachlicher Kompetenzgewinn sind. Die Teilnehmenden fanden den interkulturellen, fremdsprachlichen und beruflichen Kompetenzerwerb so bereichernd, dass sie anderen Auszubildenden empfehlen, ein berufliches Praktikum im Rahmen der Ausbildung in den Niederlanden zu absolvieren.

Die Voraussetzungen der  deutschen Teilnehmer waren sehr unterschiedlich, da sie in verschiedenen Ausbildungsberufen ausgebildet werden. Die Auszubildenden des Berufskollegs Technik in Lüdenscheid erlernen den Beruf des/der Werkzeugmechaniker/in, die Auszubildenden des Hönne Berufskollegs in Menden den des/der Produktdesigner/in und die Auszubildenden des Berufskollegs Technik in Siegen den des/der Industriemechaniker/in. Um die projektbezogenen Aufgaben lösen zu können, mussten die drei verschiedenen Gewerke miteinander kooperieren. Die Schülerinnen und Schüler des Graafschapcollege, die ihre deutschen Gäste während des Projektes in ihre Teams integrierten, lernen den Beruf des Mechatronikers. Die von den Teams installierte und programmierte Kroketten-fertigungsanlage wurde von den niederländischen Schülerinnen und Schülern geplant. So haben alle Absolventen des Projekts betont, dass sie viel für ihren späteren Beruf und auch persönlich dazu gelernt haben.

Die deutschen Auszubildenden wünschen sich aufgrund ihrer Erfahrungen, die sie in einem länder- und gewerkegemischten Team machten, zukünftig einen längeren Aufenthalt für dieses berufliche Praktikum im Gastland.

Die Erwartungen der Gastgeber an die deutschen Azubis wurden, laut ihrer Aussagen, weit übertroffen. Die Auszubildenden haben sich vorbildlich verhalten, waren hoch motiviert  und wissbegierig. Sie haben die niederländischen Ausbilderinnen und Ausbilder begeistert.

Auch die Begleitenden aus NRW, Lehrerinnen und Lehrer der beteiligten Partnerschulen, sind mit dem Projekt in all seinen Facetten sehr zufrieden. Die Rückmeldungen der Betriebe, als duale Partner in der beruflichen Ausbildung sind gleichfalls positiv. Denn: Das Auslandspraktikum in den Niederlanden ermöglichte den Auszubildenden, neue bzw. andere Arbeitsmethoden und -techniken im Bereich Industrie 4.0 kennenzulernen. Sie hatten die Chance, von anderen „externen“ Fachleuten zu lernen und ihr Wissen zu erweitern. Diese neuen Erkenntnisse und innovative Ideen können sie anschließend in ihrem Ausbildungsbetrieb einbringen. Das Auslandspraktikum förderte in einem gewissen Maße die interkulturelle Sensibilität, flexibles Handeln, sich anzupassen und über verschiedene, auch digitale Wege zu kommunizieren. Diese Fähigkeiten sind in einer globalen Arbeitswelt von großer Bedeutung und können den Auszubildenden ermöglichen, sich besser in einem multikulturellen Team zurechtzufinden. Nun können die Auszubildenden mit ihren Erfahrungen sowohl für den Austausch als auch für ihren Ausbildungsbetrieb werben, der ihnen dies erst ermöglichte.

Alle freuen sich auf den Gegenbesuch im Februar 2024, wenn die Niederländer Auszubildenden uns in den Betrieben und in den Berufskollegs  besuchen. Die Vorbereitung hierfür hat bereits begonnen.

Teilnehmende:
Erik Werkmeister, Firma Dornbracht (Iserlohn); Tyark Lehmkühler, Sundwiger Messingwerk (Hemer); Justin Thelen, Pascal Schmidt, Josephine Gerdes, Phoenix Feinbau (Lüdenscheid); Simon Hekler, Otto Fuchs (Meinerzhagen); Phillip Schumann, Robert Thomas (Neunkirchen); Patrizio Licitra, Hartmann Edelstahlrohre (Wilnsdorf); Felix Hoffmann, Heinrich Georg (Kreuztal); Sven Löwer, Achenbach Buschhütten (Kreuztal)

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